von Reinhardt Cornelius-Hahn
•
06 Jan., 2021
Das Ende der neuen Ideen Reinhardt O. Hahn Nachwort - Die friedliche Revolution in der DDR Es ist schon einige Zeit her, da stand ich vor einem Mikrofon im Rathaus der Stadt Halle. Ein Autor aus München, der aus seinem Buch über das Grundgesetz referierte, trug neue Gedanken vor. Es waren Gedanken, die zu Veränderungen im Grundgesetz hätten führen müssen. Das Grundgesetz ist das höchste Rechtsgut, das wir, die Deutschen besitzen. Es schützt uns, profan gesagt, vor den Rückfall in die Barbarei. Das unselige Leid des 2.Weltkrieges hat anderen Völkern und auch dem Deutschen Volk einen Schaden und Schmerz zugefügt, der dieses Grundgesetz gebar, dachte ich mir, und wollte dem Redner vorn nicht so recht folgen. Er fragte auch nach der Würde, die im Artikel I des Grundgesetzes steht und dort, festgezogen und unverrückbar, und vor allem nicht verhandelbar, sagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Ob das wegen der Umbrüche 1989, der friedlichen Revolution und 2015, der Migration ins Land, so bleiben könne, wollte er wissen? Im Kontext des GG, dass durch Schmerz geboren und gehoben wurde, stellte er auch die Frage, nach dem Inhalt und Sinn des Grundgesetzes? Für mich war es ein Anstoß, an meinem Autor und Freund Johannes Driendl zu denken, der sich als Strafverteidiger und Philosoph zwischen Opfern, Tätern und Richtern für die Würde des Menschen in der Gesellschaft schlägt und in ihrem Rahmen eine Formel gefunden hat, die zwischen Erniedrigung und Todesmut steht, die er das Selbstwertgefühl nennt. Warum ist der Wert der Würde so schwer zu behandeln und warum muss er immer wieder neu bedacht oder gar infrage gestellt werden? Ist der Weg von der Antike bis in die Moderne nur eine Geisterfahrt zum neuen Denken gewesen und wenn, warum fordert er jetzt endgültige Festlegungen für die Werte einer Würde, die allen zusteht? Was ist neues Denken oder was sollte dagegen altes Denken sein? Wir behaupten, wir machen uns der Erde Untertan und glauben, wir würden durch Ordnungsprinzipien und Regeln die Welt beherrschen. Wir möchten darum alle Menschen gleich zufrieden machen. Keine Erschütterungen, keine Kriege oder Revolutionen. Selbstgenügsamkeit und Zufriedenheit, das sind die höchsten, möglichen Formen gleichzeitigen menschlichen Glückes im Land. Sind wir in der Denkkraft Halbgötter geworden? Meinen wir tatsächlich, uns ist die Erde gegeben worden ohne Demut? Sind wir an das Ende einer Fahnenstange der praktischen Vernunft angekommen, die uns für die Zukunft kein unlösbares Rätsel mehr aufgibt? Wie sollen wir überleben, heißt aber die Aufgabenstellung der Zukunft. Können wir darauf eine Antwort geben? Vielleicht sind wir in einem Irrtum unterwegs, der uns unbekannt geblieben ist, und das schon seit tausenden von Jahren. Die Menschheit befindet sich auf einer Zeitreise, unterbrochen von Kriegen, Pandemien und Revolutionen, die das Bild der Zwischenzeiten in den Himmel wachsen ließen. Dabei sind wir, ohne es je bemerkt zu haben, an jenem bedrückenden Ort angekommen, von dem aus wir verblüfft und erschrocken nach unten zurückschauen und stellen fest, hier oben ist die Luft noch dünner und der Verstand verarmt daran in seiner Kraft noch schneller.. Ich nahm das Mikrofon in die Hand, um für die Würde zu streiten. Darum ging ich nach vorn, um deutlicher und sicherer sprechen zu können und fragte ins Offene: Was ist Würde? Vor dreißig Jahren standen meine Freunde, meine Frau und ich dort unten vor dem Rathaus. Unsere Kinder waren bei der Großmutter, falls es keinen Weg nach Hause zurückgeben würde. Es war im Oktober 1989. Wir waren auf dem riesigen Marktplatz der Stadt Halle versammelt. Hinter uns befand sich wie eine Mahnung der ROLAND vor dem ROTEN TURM und vorn auf der Rathaustreppe, da standen die Mächtigen des Bezirkes. Was wir gefühlt und gedacht haben, während dieser Revolution? Das kann ich heute noch genau sagen! Es war zuerst ein gewaltiger Wunsch der nach Veränderung dürstete. Dazu stellte sich das Gefühl ein, das nach Erneuerung schrie und sie auch erwartete. Es gab im Augenblick des Umsturzes keine Vision. Es gab nur eine dumpfe, wachsende Wut, die mit dem Wort Freiheit unbestimmt nach besseren Gesetzen und Gerechtigkeit schrie. Ein stummer Schrei war es auch, der die Masse einte, die zwischen maßlosem Zorn und Todesfurcht schwelgte und litt. Die Wirklichkeit wurde verdrängt, obwohl sie mit entsicherten Handfeuerwaffen und MPs in den dreizehn Gassen ringsum um den Marktplatz stand. Vor uns öffnete sich der feste Boden einer unbekannten neuen Welt. Gefühle wie aus Berge und Abgründe bestehend, die uns verschlingen oder erheben würden. Daraus bestand der gesamte Wille des Volkes. Es forderte, nieder mit dem Alten, weg mit den Politikern und Führern, die jedes Recht für sich beanspruchten, und uns sogar die Ehre und die Wahrheit genommen haben. Ein Revolutionär kennt in der entscheidenden Stunde nur eines an, fort mit dem Gestrigen, mit den Versprechungen, mit den Lügen und weg mit der Angst. Das waren große Worte, damals und heute. Es war ein gerechter Pathos, der in den Worten lag. Die Menschen glühten vor Leidenschaft für ihr neues Bekenntnis, für eine bessere, andere Welt ringsum. Sie wollten sie erschaffen, koste es, was es wolle. Eine neue Welt des Denkens und Verhaltens, eine neue Welt der Werte und vor allem eine Welt mit Würde, die den Menschen zum Menschen macht und ihn nicht zur Aufgabe erklärt. Damals wurde das Grundgesetz auf den Straßen des Ostens gelebt, aber es war uns nicht bekannt. Alle spürten es, so wie bisher durfte dieses Land nicht mehr weiter bestehen. Wir hatten den Verlust des Menschseins erfahren und fühlten uns aber in der Lage, den Weg zur Menschlichkeit zurück zu gewinnen. Der Leidensdruck, durch Betrügerei und Verlogenheit entstanden, war so stark, das er uns zu Revolutionären machte, weil auch der Selbstbetrug und die Selbstzensur erbärmlich das Gewissen terrorisierten. Das waren meine Worte in die Runde der Zuhörer. Mit dem Satz: Wir nähern uns heute wieder einem solchen Zustand, weil wir unsere Konflikte und Probleme nicht lösen wollen, sondern sie verdrängen und uns selbst belügen. Wieder sind wir auf der Suche nach Scheinheiligen und Opportunisten, die die Tugend der Kritik nur vorgeben und heucheln. Die Gesellschaft ist gespalten und so möchte ich prophetisch sagen: „Unsere Kinder fressen die Revolution, die wir gemacht haben, weil sie nur noch von der Konsumtion beschäftigt werden.“ Damit beendete ich den kurzen Beitrag. Der Beifalls war mäßig und der Vorleser wollte danach noch mit mir über meine Worte reden. Ich ging mit meinem Freund, so wie damals mit meiner Frau und meinen Freunden nach der Demonstration vom Platz weg oder besser gesagt, aus dem Saal. Eine Zeitungsnotiz in der hiesigen Presse machte meinen Auftritt rund. In einem Leserbrief forderte ein Buchhändler die imaginäre Gruppe der Leser auf, solche Personen, wie ich eine wäre, auf die könne das Land verzichten. Er, also ich, solle mir ein anderes Land suchen, falls es mir hier nicht mehr gefiele. Dieser Satz kam mir bekannt vor. Ich hatte ihn 1976 schon im ND (Neues Deutschland) im Zusammenhang mit der Ausbürgerungsdebatte gelesen. Kein Wort über die Veränderung des Grundgesetzes, das wir diskutieren wollten, kein Wort über die Würde, die Unantastbare. Nichts darüber stand in der Presse, sondern nur die Beleidigung eines Angepassten und auch sonst schweigsamen, biederen Buchhändlers, der sich hinter der Anonymität einer Email Adresse verbarg. Es waren die Worte eines eingeübten, angepassten Mitläufers. Das sind Menschen, die man ruhig „die Leute“ nennen darf, die sonst schweigend alles mitmachen, und so ähnlich wie eine Läufergruppe, die sich um einen Forrest Camp scharte, von der Küste eines Weltozeans zum Strand des anderen Weltozeans lief und wieder zurückkehrte, um nochmals die wieder entgegengesetzte Küste des schon gesehen Ozeans aufzusuchen. Auch Wasser kann wie Wüste im Verstand das Credo der Ödigkeit sein. Scheinbare Stressbewältigung ohne Sinn üben sie, um den bösen Alltag verkraften zu können und sich selbst vergeben zu dürfen. Die kleinen Missetaten des Schweigens und die der Anpassung an eine schleichenden Entmündigung durch den Staat, davon laufen die „Leute“ gern davon oder gehen mit. In der Stille und ohne eine Form von Verantwortung genießen sie sich als Unschuldige, vorher, mittendrin und auch danach. Nach dem Fall der Mauer waren wir alle keine Verdächtigen mehr, wobei wir aber nach Heuchlern und Opportunisten suchten. Überall galt es, Verräter zu entlarven. Allein 17 OPK Spitzel fand ich in den Stasiakten. Alle waren sie auf meine politische und wirtschaftliche Existenz ausgerichtet. Der Begriff der Dekonspiration kam mir in dieser Lebenszeit unter, er war mir bis dahin neu. Es war nicht möglich, mich als Denunziant zu gewinnen, also denunzierte man mich in jeder Form und überall. 2000 Seiten Akten sammelten meine „Überwacher“, die sie in vier begonnen und zwei vollendeten Operativen Kontrollmaßnahmen (OPKs) ihre Berichte schriftlich niederlegten. Der Blick durch das Fenster auf den Marktplatz vor dem Rathaus, damals von unten, heute von oben, da fühlte ich sie wieder, die unerträgliche Scham und die berserkerhafte Wut über mein gestohlenes Leben, das fremdbestimmt und ideologiekonform vereinnahmt worden war, und wie sich auch Zorn grandios entflammte in einem mächtigen Satz: „Wir sind das Volk!“, das war ein unerträglicher Satz für das Gewissen der Mächtigen, die sich bisher an der Spitze des Volkes sahen und den Bezug des Rechtes, der Gesetze und ihrer Allmacht als selbstverständliche Legitimation nur für sich begreifen konnten. Nun waren es die Arbeiter und Bauern, die in ihrem Staat, der allmächtigen Partei, der SED, die Machtfrage stellten. Der Bezug zu der Ermächtigung, die guten Führer der führenden Partei zu sein, war weg, weil dieser Ruf nicht nur die Arbeiterklasse allein, sondern alle Bevölkerungsschichten im Nu erfasst hatte. Ein Ruf der Bürger, die zu Revolutionären wurden. In der deutschsprachigen Literatur wird das Zitat von Georg Büchner in seinem Revolutionsdrama Dantons Tod (Erscheinungsjahr 1835) verwendet, wo er den Satz einen Bürger ausrufen lässt, nachdem Robespierre feststellt, dass nur der Wille des Volkes das Gesetz sei. Es schien uns Demonstranten 1989 so, als müssten wir nur die Macht anfassen und nehmen, die uns sowieso gehörte. Wir waren plötzlich verantwortungsbewusste, starke und vor allem mündige Menschen, die einen neuen Weg für die Zukunft des Landes suchten, alles im Wege stehende wegräumten und, würde diese Revolution nicht gelingen, so dachten wir, dann käme gewiss das Ende der Menschheit. Sie würde untergehen in Feuer und Tod und mit ihr die gesamte gebaute Welt der antagonistischen Konfrontation! Es war der Weltfrieden, um den es ging, um nicht mehr und nicht weniger, also um alles, weil ein DDR Bürger nur so denken konnte, denn er war durch eine sozialistische Gehirnwäsche geprägt, dessen Gipfel der Bau eines „Antifaschistischen Schutzwalles“ war. Man stelle sich vor, die Mächtigen würden dem sozialistischen Staatsbürger die Revolution nehmen, die er von der Partei der SED ständig eingeredet und vor allem von der großen Sowjetunion erhalten bzw. geschenkt bekommen hatte Für die Revolutionäre, ich befand mich selbst bei ihnen, gab es keinen Weg der friedlichen Revolution zur permanenten Revolution des Sozialismus zurück. Wir mussten sein Ende auf dem Erdball herbeiführen, weil alles sonst in einem wahnwitzigen, heißen Krieg enden würde, womit wir, wenn auch ohne Nutzen, vielleicht Recht behalten hätten. Heute haben wir den endlichen Zustand des Wachsens erreicht. Der menschliche Geist, der Veränderliche, Wunderbare, Grandiose, er kehrt von seinem Ausflug der Klassenkämpfe und seiner Philosophien aus dem Universum der Gedanken-Welten wieder zu dem Alltag der Erde zurück. Das Suchen und Schweben im Großen, in der Unendlichkeit oder noch pompöser gesagt, im Kosmos, zeigte aber auch nach 1989 entlarvend und banal unsere Kleinheit, Unbedeutendheit und Winzigkeit. Die Sorge um das eigene, bescheidene Leben führte uns nicht zu einem Ziel - in eine neue Vision des Sozialismus, sondern zum Kompromiss, zur deutschen Einheit. Es ist festzuhalten, der menschliche Verstand hatte mit dem Sozialismus im Osten (eingeschlossen auch die Große Sozialistische Oktoberrevolution) die Probleme der Erde und die Konflikte der Welt nicht gelöst. Der Makrokosmos der Gedanken mit seinen Facetten, der ungeheuer interessant war und die Geschichte seit 2.500 Jahren vorantrieb, kehrte in die Gegenwart zurück. Die Erneuerung der Gesellschaft oder die Vision von einem neuen Deutschland, sie zerplatzte wie alles Schillernde bis auf den feuchten Rest. Da das Staatsvolk der DDR die Freiheit nicht kannte, wählte es die Unfreiheit eines schon in sich geschlossenen gesellschaftlichen Systems durch den Beitritt zum Bund der benachbarten Republik. Die „alte“ Bundesrepublik besaß 1989 schon ein geschaffenes Eigenbild und kehrte sich davon nicht ab. So kam es nach der Revolution im Osten Deutschlands (nach dem Fall der Mauer) zu einer Wende, die sich einem schon geschaffenen Ziel einer Revolution zuwandte, das sich nicht nach Neuem, Entstehendem und nach einer totalen Veränderung sehnte und sie auch nicht wollte. Die Kapitulation Deutschlands 1945 und seine Besetzung legte die Formen fest und erzwang Inhalte, die weder historisch noch gesellschaftlich neu gewesen wären. Die sterbende, untergehende DDR erlebte ihre Renaissance in einem durch den 2. Weltkrieg geläuterten, nicht mehr aggressiven Kapitalismus, vermittelt von den damaligen Siegern und deren Systeme, wobei der Sozialismus der DDR offenkundig für immer bis auf Fragmente (die PDS) als erledigt abgehakt werden konnte. Die friedliche Revolution in der DDR war zwar das, was man unter einer Revolution verstand. Sie öffnete und stellte rückgewandt die alten sozialen Zu- und Umstände der Weimarer Zeit modern wieder auf, die mit dem westrepublikanischen Zusatz „soziale Marktwirtschaft“, den Import der „überseeischen Kommunikationspolitik“ und mit den Erfahrungen des Schmerzes und Leidens der Linken, verursacht durch den Nationalsozialismus, im Grundgesetz nicht postuliert worden war. Darum kam es zu einer erweiterten Aufarbeitung des Faschismus in Deutschland. Es kam 1989 und später, bis zur Wiedervereinigung am 03.10.1990, nicht zur Verarbeitung irgendeiner revolutionären Idee, die man auch eine realisierte Vision nennen könnte, sondern der Rückschritt, der erst langfristig eine Aufarbeitung der gemeinsamen Deutschen Geschichte ermöglichte, wurde zum Beginn mit dem Zustand und dem Fortschritt der „alten“ Bundesrepublik „verschnitten“. Heute blüht das deutsche Apfelbäumchen in zwei Farbtönen und an seinen aufgepfropften Ästen gedeihen erste Früchte, die neben grünen Äpfeln auch nach roten Birnen schmecken. Der dialektische und historische Materialismus der Philosophen um Marx war keine Lösung. Es war nicht alles teilbar und gleich. Ein gängiges, witziges Zitat meines längst verstorben Onkels, der als Bauer 1960 in die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) zum Beitritt gepresst wurde, um gemeinschaftlich in der Genossenschaft den Boden zu bearbeiten und das Vieh zu versorgen, zeigt die ganze Lächerlichkeit der sozialistischen Idee und holte auch mich auf den Boden der Tatsachen wieder zurück: „Bist du Kommunist, so teilen wir uns den Mist.“, pflegte er gelegentlich im Stall zu sagen. Alles gleich zu teilen, wäre ebenso das Ende im Leben unserer Zivilisation, die nichts mehr zu verteilen hat, wie alles weiter zu verbrauchen, was schon längst verbraucht worden ist. Alles gleich teilen zu wollen, setzt auch eine Verabredung voraus, den Hunger, den Mangel und die Not ebenso zu teilen. Das widerspräche jeder empirischen Einstellung und dem physiologischem Grundbedürfnis, ja sogar dem Erhalt der Art, die tief angelegt in uns, von mehrfach tausendfacher Dauer der kurzen Zeit der Heranbildung des homo sapiens überlegen ist und zweifellos im Wesen des Menschen betonter hervortritt, als jede Moderne oder auch andere Neuzeit der Zivilisation. Der Staat wird zum Löwen, der alles und alle frisst. „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an sie zu verändern“(Marx) Diesen Satz schrieb Marx in seinem bekannten Thesen über Ludwig Feuerbach. Meiner Meinung nach müsste es heute heißen: „Die Menschen haben bisher ihr Leben auf der Erde nach ihren Leistungen und Bedürfnissen interpretiert, jetzt kommt darauf an, ihre Welt zu digitalisieren, um die Erde so erhalten zu können, damit wir unser Leben retten werden. . Anders als die politische Philosophie von Hobbes bis Marx, die ihre Aufgabe darin sah, den Menschen ihren Leidensdruck zu verdeutlichen... („dass sie sich fremdbestimmt von absoluten Herrschern im Krieg zu Mördern machen lassen müssen, dass sie in Ketten liegen, dass sie Schlachtvieh sind, dass sie für fremde Zwecke aufgeopfert werden, kurz, dass ihnen jede Würde abgesprochen wird“) ..., wird der Leidensdruck, den die Natur uns Menschen auferlegt, weil wir alles verbraucht haben und so nicht mehr weiter die Zivilisation gedeihlich entwickeln können, uns zwingen, sich der Erde anzupassen oder unterzugehen. Die Schuld daran tragen wir selbst. Die „etatistische“ und die „nihilistische“ Idee werden sich gegenüberstehen, wenn es um den Erhalt der menschlichen Gesellschaft in der kommenden ökologischen Katastrophe geht. Unsere Enkel werden sich schon entschließen müssen, das Schiff der Medusa (Méduse) oder den Kahn der Hoffnung zu besteigen. Wir wissen nicht, wie sie sich humanistisch entscheiden können. Bisher hat die Vernunft selten gesiegt. In der Zukunft wird es nur darum gehen, das Ende aller abzuwehren, weil es kein “weiter so“ oder „wir schaffen das“ mehr gibt. Es kann sein, die Lehre aus der Pandemie Corvid19 ist ein Ansatz für eine Entscheidung zur freiwilligen Vernunft, die nicht erzwungen werden muss. Eine Welt mit Regeln ohne Strafen, was für ein Traum für die Menschheit, der wahr werden könnte.