Mein Literatur Blog

Brief

an die Öffentlichkeit


KRIEG IN DER UKRAINE


Putin hat Kant gelesen, aber nicht verstanden. Deshalb führt er nun einen grausamen Krieg mit der Ukraine und sei Kriegsverbrecher meinen, die Einen, die sich schon immer bedroht fühlten, vom gottlosen Osten oder möglicherweise schon immer den gottlosen Osten bekämpfen wollten, weil sie sich für gute Christen hielten, denen Gott einen Missionsauftrag erteilt hatte gegen alle Abweichler und Heiden.


Aber Laplace, der Innenminister von Napoleon war offensichtlich schon Atheist, denn als er seinem Chef sein Buch vorstellte, das die Erkenntnisse Newtons auf den neusten Stand brachte, meinte Napoleon, Newton habe seine Entdeckung als Erkenntnis von Gottes Schöpfungswerk gehalten, aber in dem Buch von Lapalce habe er das Wort „Gott“ kein einziges Mal gelesen. Die Antwort von Laplace ist berühmt: „Wir kommen ohne diese Hypothese aus!“.


Kant wohl hatte gerade dieses Buch im Sinn als er seine Arbeit begann und fühlte sich als ein Verteidiger Gottes. Seine drei einflussreichen Bücher halten den menschlichen Verstand und sonstige kreativen Fähigkeiten für unzureichend、 um Gottes Werk zu umfassen, geschweige es zu verbessern.


Hegel, sein Schüler, hatte dann in Kants Sinne die Frage bearbeitet, weshalb die Menschheit in Führung und Hammelherde eingeteilt sei, obwohl Gott Adam und Eva als Individuen geschaffen hatte. Bekanntlich war es die Schlange, die ihren Sinn verwirrte. „Wenn ihr wie Gott werden wollt, dann beißt in den Apfel!“ Sie bissen und wurden eben nicht wie Gott.


Die Schlange war damals nicht nur im Sündenfall wirksam, sondern immer wieder im Laufe der Geschichte, als Engel des Lichts und als brüllender Löwe. Ständig ist sie bemüht, die Menschen vom geraden Weg abzubringen.


In Ihrer Aufzählung der großen Kriegsführer haben Sie einen übersehen, der zwar vor 2500 Jahren gelebt hat, aber Einfluss nahm auf die westliche Lebensführung oder unsere Gesellschaftsordnung, nämlich Kyros II. Er ist nicht nur Gründer des seiner Zeit größten Weltreiches, sondern auch für Menschenrechte berühmt. Im Hauptquartier der UNO in New York ist ein Keilschriftzylinder ausgestellt, in dem von Menschenrechten die Rede ist. Wahrscheinlich steht er dort an der Wand. Über ihm ist die Unabhängigkeitserklärung der U.S.A. aufgehängt, die bekanntlich von Thomas Jefferson verfasst wurde. Auch er redet von Menschenrechten, die den Kolonisten das Recht geben, die Unabhängigkeit von den Kolonialherren zu fordern. Für die Engländer war Kyros II die Schlange, die den Kolonisten einredete, sie könnten Herren werden, wenn sie die Waffen gegen ihre Herren erhöben.


Bevor wir auf die Französische Revolution zu sprechen kommen, auf die die Menschenrechte übersprangen, wollen wir noch zwei Bemerkungen zu Jefferson und den U.S.A machen.


Jefferson war nicht durch den Keilschriftzylinder auf die Menschenrechte aufmerksam geworden, sondern durch eine Kyrosopaedia, die im antiken Rom entstanden war, obwohl dort Menschenrechte nicht viel galten. Der Keilschriftzylinder wurde später durch Archäologen gefunden. Kyros II ist häufig in der Bibel erwähnt. Als guter Mensch, der die in Babylon gefangenen Juden freigab und den zerstörten Tempel in Jerusalem wieder aufbauen ließ, auf eigene Kosten.

Die erste Verfassung der U.S.A entstand kurze Zeit nach der Unabhängigkeit und missachtete Menschenrechte, weil Sklaverei erlaubt wurde. Da wird das Werk der Schlange wieder sichtbar.


Die Französische Revolution köpfte den König, weil er sich selbst für den Staat hielt, die Anhänger der Menschenrechte aber hielten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für staatstragend. Sie ruckten den Menschen (Humanismus, Liberalismus) in den Mittelpunkt, nachdem die Menschen Gott für den Mittelpunkt gehalten hatten. Nicht etwa Menschen, die sich gegenseitig bekämpften, sondern brüderlich zueinander standen.

Die neue Religion, die in Silikon Valley entsteht, will dem Individuum mit Biotechnologie und künstlicher Intelligenz zur Seite stehen. Damit wandert der Mittelpunkt weg vom Individuum in algorithmisierte Maschinen. Der Gott wird zum Roboter. Da scheint die Schlange wieder am Werk zu sein. Aber diesmal scheinen einige Leute es gemerkt zu haben, zu denen auch Putin gehören könnte.


Noch ein Beispiel:

Im Jahre 1962 gab es die Kubakrise. Sie wurde auf russischer Seite von Chruschtschow und auf amerikanischer Seite von Kennedy gemanagt. Die Amerikaner fühlten sich bedroht, als die Russen Kuba, das eine sozialistische Revolution hinter sich hatte, mit Atomraketen ausstatten wollten, die Ziele in U.S.A erreichen konnten. Kennedy und Chruschtschow konnten die Krise beenden,

obwohl das Vorgehen der Russen der Monroe-Doktrin widersprach, die bekanntlich den militärischen Eingriff von Fremden in die amerikanische Region verbietet, weil Kennedy dem Chruschtschow zusagte, keine amerikanischen Atomraketen in der Türkei zu installieren oder die installierten abzubauen. Das Versprechen des Abbaus der Raketen in der Türkei durfte in die USA wegen den Monroe Adepten nicht bekannt werden. Deshalb log Kennedy als er danach gefragt wurde.

Der bekannte Geopolitiker Mearsheimer bewies aber, dass eine Lüge in diesem Fall keine Sünde sei, weil sie einerseits dazu diente, konservative Rechthaber zu beruhigen, andererseits aber bedrohliche Situationen auf beiden Seiten der Streithähne verhinderte.


Mearscheimer weist auch darauf hin, dass das politische Verhalten des Westens, EU, NATO, USA seit dem Ende der Sowjetunion zur Entstehung der Divergenzen zwischen Russland in der Ukraine beigetragen hat.

Wenn in dem aktuellen Krieg viel Menschen zuschanden werden, ist demnach nicht nur der böse Putin verantwortlich.

Auch die Kräfte, die die Situation der Entstehung duldeten.


Russland ist an seiner westlichen und südwestlichen Seite systematisch von Standorten für Raketen umzingelt worden, obwohl von westlicher Seite Versprechen gegeben wurden, es nicht zu tun.


Das Ende der Sowjetunion ist nicht durch Aufstände hervorgerufen worden, sondern weil führende Menschen Fehler eingesehen haben. Ein sehr seltener Fall.


Charles de Gaulle war bekannt dafür, dass er den Ural für die Grenze Europas hielt.


Das zaristische Russland war christlich orientiert, Marxismus ist Ausläufer westlicher Philosophie.

Atheismus gab es schon bei den Epikureern in antikem Griechenland und Rom. Der Zustand der christlichen Gemeinden wird in der Bibel kritisiert, ebenso wie der Zustand der jüdischen Gemeinden in alten Testament kritisiert wurde. Einige mehr und andere weniger. Bevor wir die Nachfolgestaaten der Sowjetunion betrachten, 2 Bemerkungen zu der Gemeindekritik in der Bibel.


In der Offenbarung des Johannes wird ihm aufgetragen, Sendschreiben an 7 Gemeinden zu schicken. Nur das Sendschreiben an die Gemeinde Philadelphia bescheinigt ihr ordentlich christliches Verhalten. Wenn Sie auf die Landkarte schauen, finden Sie viel Orte mit Namen Philadelphia, aber nur einen mit dem Namen Thyatira, einer Gemeinde, die ein weniger günstiges Sendschreiben erhielt. Die Menschen haben sichtbar den Willen, Gott Wohlgefälliges zu tun. Nicht nur Abel wollte Gott opfern, auch Kain. Kain haderte mit Gott, weil er meinte, sein Opfer sei nicht angenommen worden. Das zeigt Unterschiede in den Gemütsabstimmungen der beiden. Nicht nur die Schlange will die Handlungsweise der Menschen beeinflussen, auch ihre Gemütsabstimmung. Kann sie durch seinen Verstand und Kreativität in die richtige Richtung gelenkt werden? Oder durch Biotech und AI?

Im Garten des Hauptquartiers der UNO in New York steht eine Statue von einem Menschen, der sein Schwert in eine Pflugschar umgeformt hat. Ein russischer Künstler hat es erstellt, als dort noch Materialismus gepredigt wurde. Die damit ausgedrückte Vorstellung ist in der Bibel beschrieben und hat die Menschen berührt. Damit verknüpft ist die Idee des tausendjährigen Friedensreiches. Der Ausdruck kommt in der Bibel nicht vor, aber dort ist die Rede von einem 1000 Jahre lang währenden Reich, das von christlichen Märtyrern und Gott selbst regiert wird, um zu zeigen, dass die unfriedliche Welt, in der wir leben, nicht das Ergebnis von unvollkommen geschaffenen Menschen verursacht ist. Ein Ärgernis für solche, die meinen, der Mensch sei eine verkorkste Schöpfung. Von Menschen wurde mehrfach versucht, ein 1000jähriges Friedensreich zu schaffen, von Hitler, vom Madi aus dem Sudan, von der Tai-Ping Revolution in China und sowohl von Buddhisten und Konfuzianern in Japan. Es hat nie geklappt. Aber Mao hat gesagt, er habe christliche Ideen von den Tai-Ping Leuten übernommen.


Warum sind die Nachfolgestaaten der Sowjetunion nicht in die EU aufgenommen worden, wie es vielfach erwartet wurde.


Sowohl in der Französischen Revolution war „Brüderlichkeit“ ein Merkmal der menschlichen Gesellschaft, wie im alten und neuen Testament der Bibel. Der Klassenkampf hat sich als Fehler herausgestellt. Wenn Russland und die Ukraine Mitglieder der EU wären, die bisher alle brüderlich zueinander standen (Ausnahme Brexit), hätte niemand etwas dagegen, dass es eigene Staaten sind wie Frankreich, Deutschland, Italien,... Die historischen Querelen zwischen diesen Ländern wären ausgestanden und denken Sie an die Thukydides Falle, den Streit zwischen USA und China. Das wäre erst einmal hinausgeschoben. Dann könnte eine wirksame Weltregierung entstehen, wie beim Raumschiff Enterprise, wo es das schon einmal gegeben hat und reibungslos funktionierte.





Das gewöhnliche Bauwerk

von Reinhardt Cornelius-Hahn 11. August 2023
Über das Loslassen, Neinsagen oder auch das Kapitulieren Unser Verstand, auch mein Verstand, wird mit ständiger Anregung beschenkt. Das passiert ganz einfach. Dafür sorgen fünf Sinne. Jeder kennt sie, Sehen, Hören, Tasten, Riechen und Schmecken. Was machen diese Sinne mit mir? Sie sorgen dafür, dass ich die Welt ringsum sortieren, verstehen und auch entdecken kann. Das kann jeder. Wir sind neugierig, interessiert, auch beschützt. Alles machen unsere Sinne, sie wollen oft aber auch wissen, was sich hinter den Dingen, Sachen, Ländern, ja sogar der ganzen Welt versteckt. Dafür haben wir eben unseren Verstand, der sich erinnern, der vorausdenken und sogar Vorgänge, die noch nicht passiert sind, untersuchen kann. Jeder kennt sie, die Wissenschaft, die Erlebnisbereiche, die Erfahrungen und natürlich die Fantasie. Damit kommen wir alle gut zurecht, bis, ja, bis sich Hindernisse, Probleme, Konflikte und Erfahrungen gegen unsere Neugier oder unser Wissen stellen. Natürlich kann man sich helfen lassen, da gibt es die Gesellschaft, die uns bei allem hilft, was uns fehlt: Erziehung, Schule, Studium, Beruf, ja aber auch Liebe, Zuneigung und Anerkennung. Dazu kommen noch Spiel, Spaß und Witz und man könnte meinen, dass ist der Lack, der die Welt zusammenhält. Das ist zuerst richtig, wird aber gefährlich und problematisch, wenn unsere Wünsche, unser Neugier und auch die Fantasie auf all das verzichten will, was wir besitzen und haben. Besonders wichtig ist unsere Leibhaftigkeit. Was ist eigentlich der Leib, der Körper oder man kann auch sagen: Wer ist ICH? Ich weiß, mein Leib ist mein Zuhause. Ich habe für Kinder vor Jahren geschrieben: Mein Leib ist mein Zuhause, darin wohne ich, fühle ich, denke ich und ich kann und darf ihn nicht verlassen. Aber, der Schmerz, die Sucht(Suche), die fehlende Erfahrung und mangelndes Wissen zerstören mein HAUS. Der Verstand in meinem Leib erfährt viel Neues, darunter auch die Herabwürdigung und das Fehlen seines Selbstwertes. Mein Verstand ist ständig und fast immer dem ausgesetzt, was gerade geschieht. Man kann es auch den Alltag, den Augenblick oder das Jetzt nennen ausgesetzt. Ein Mensch kommt einfach von sich nicht weg. Sein Haus, also der Leib, kann auch sein Gefängnis werden. Die Sinne sind nicht nur augenblicklich immer da, sie sind auch alle animalisch, also tierhaft. Wir können auch nicht so tun, als gebe es die Eindrücke der Sinne oder das Geschehen um uns herum nicht. Aber, wir Menschen haben ein Gedächtnis, damit kann man Pläne schmieden. Wir vergessen vielleicht das, was uns nicht passt, aber das, was uns gefällt, das bewahren und pflegen wir. Erinnerungen sind gut oder schlecht, weil man sich an Glück gern erinnern möchte, anders ist es mit dem Pech. Das eine möchte man gern wiederholen, das andere vermeiden. Sonst geht es uns allen gut, fast allen Menschen an den Orten, in denen wir leben. Das ist bei mir auch so, aber, es war nicht immer so. Vor 41 Jahren, ich war damals 35 Jahre alt, stand also mitten im Leben, da hatte ich alles verloren oder abgegeben, auch die Hoffnung auf kommende Zeiten oder ich nenne es einfach mal die Zukunft. Damals war ich ein nasser Trinker, medikamentenabhängig und Kettenraucher und fühlte mein Lebensende kommen. Ich stürzte in ein Prädelir ab. Das ist, wenn alle Sinne versagen und auch der Leib sein Leben aufgeben müsste. In dieser Zeit, wie gesagt, es war vor über vierzig Jahren, fand ich eine Gruppe von Menschen, die der Sucht und Suche nach vermeintlichem Glück abgeschworen hatten. Sie waren nüchtern geworden. Drei bis fünf Jahre waren sie mein Vorbild, und ich habe Tag für Tag trocken gelebt. Ich war ständig auf der Suche nach einem neuen Glück oder man kann es auch, ein anderes Leben nennen. Ein Leben ohne Krankheit und Tod schien mir noch Lebenswert, anderes nicht. Heute nenne ich diese Suche den schweren Weg zur klaren Quelle des Nüchtern-Seins im Verstand. Ich kann auch sagen, es war die Suche nach dem Wasser in der Wüste des Ausgestoßen-Seins. Ausgegrenzt, entwürdigt, kaputt: Der ist schon tot. Eine Leiche, die vergessen hat, zu sterben. Das ist jetzt bald 42 Jahre her. Ich habe begriffen, was das ist und bedeutet, zu kapitulieren. Aufgeben, loslassen, nein sagen um endlich das Überleben in mir selbst zu finden. Das Überleben ist ist in meinem Leib zu Hause, nicht in meinem Verstand, der ständig nach Neuem oder anderen Dingen giert. Es gab und gibt für mich heute keinen Ort mehr, wo ich mich verstecken oder verkriechen könnte oder wollte. Dieser Ort Nirgendwo ist überall. Er ist das Zuhause in mir. Zum Leben brauche ich nichts, gar nichts, ich brauche nur mich. Ich bin kein Egoist, aber ich bin einer, der sich selbst durch Kapitulation neue Lebenshilfe gegeben hat. Nur so geht es. Lebenshilfe ist keine Willensfrage, sondern nur eine Einsicht, sich selbst zu bewahren und anderen zu helfen, um mit dem Leib durchs Leben zu kommen. Versteht ihr mich? Natürlich... und jetzt erzähle ich, was ich alles mit diesem Kapital, das mir durch meine Kapitulation vor der Sucht geschenkt wurden begonnen habe. 1. Mir selbst geholfen 2. Anderen geholfen 3. Gearbeitet, geliebt und Kinder in die Welt gesetzt 4. Drei Bestseller geschrieben 5. Bücher für Kinder verfasst 6. Tatsächlich als rettender Sponsor mehr als zehn Menschen gerettet 7. Eine Firma gegründet und 40 Menschen Arbeit und Ausbildung gegeben 8. 2.000 mal vor fremden Menschen über Sucht gesprochen 9. Die Welt kennengelernt und gesund geblieben und 10. mehr als 15.000 Tage früh aufgestanden mit dem Satz: Heute trinke ich nicht!
von Reinhardt Cornelius-Hahn 19. März 2022
Zeugnis 20 Jahre Enthaltung Reinhardt 0. Cornelius-Hahn nach vierzig Jahren. Geschrieben 2002 im Januar. Es ist gewiss sehr schwer, über sich selbst etwas Ausgeglichenes und Vernünftiges zu sagen, etwas, was auch noch Mitteilungswert ist. Ich möchte über ein Zitat sprechen, dass ich im Autorenheft als Schriftsteller mir vorangestellt habe: Keiner hat nur gesagt, wie ich leben soll. Hinzufügen möchte ich heute: Keiner hat mir gesagt, wie ich leben darf! Folgerichtig hat mir auch keiner gesagt, was ich heute sagen soll. Als ein Mensch, der im Augenblick lebt, ich nenne es auch im absoluten Jetzt leben“ weiß ich, was ich heute fühle und was ich jetzt sagen möchte. Eigentlich sind es nur zwei Dinge, die ich zu sagen habe: Ich freue mich über meinen nüchternen Verstand und ich freue mich darüber, das ich heute nicht trinke. Ein Selbstgebot, dass ich vor zwanzig Jahren mit meinem Betreuerin Melitta Duscha vereinbart habe. Falls ich mich richtig erinnere, stand auf dieser Vereinbarung geschrieben: In aller Aufrichtigkeit vor Gott, dem Herrn und vor mir selbst verpflichte ich mich, drei Monate keinen Alkohol zu trinken Unterschrift - Melitta Duscha und Reinhardt 0. Hahn. So begann das mit meiner Nüchternheit im Verstand. Vieles war dem vorangegangen. Am 14. 01. 1982 erwachte ich Spätnachmittags. Meine Haut war heiß und trocken, mein Verstand erhitzt. Die Gedanken flitzten durch den Kopf, eilig und nicht zu packen. Bauch, Nacken und Arme zitterten nicht, sie rüttelten mich durch wie beim schweren Schüttelfrost. Ich war in einer fremden Wohnung. Wie, ich wusste es nicht. Wieder mal - wie schon so oft. Trinken, reden, trinken reden und dann nur, noch trinken, trinken, trinken, bis die Erinnerung weg war. Gamma-Trinker oder verständlicher Periodentrinker oder noch verständlicher Quartalssäufer. Wobei die Quartale zeitlich immer kürzer wurden. Monatssäufer - das klingt aber nicht so gut. Das versteht auch nicht jeder. Ich war dabei, meine Chancen abzuwägen. Da war aber nicht viel. Wieder trinken bedeutete, den Schritt vom kleinen Tod zum großen Tod zu wagen. Fast 40 kleine Tode waren vorangegangen. Mein Körper hatte mich satt. Es kotzte und schiss aus mir. Suizid war das nächste, gedankliche Angebot. Dazu war ich an diesem Tag zu feige und zu schwach. Abklappern, die Angst vor dem kalten Entzug ließ mich nach Alkohol und Medikamenten suchen. In diesem Raum fanden meine Augen nichts. Da war die Erinnerung: Erwachen in der Klinik. Erwachen aus dem Prädelir. Erwachen im Dreck, Erwachen in fremden Betten Da war noch ein Angebot, die Abstinenzgruppe der Stadtmission. Alles zusammen erbrachte eine heftige Reaktion in mir, die sich aus dem Schämen, der Wut und der Angst zusammengesetzt hatte. Das Angebot, Alkoholiker zu sein, es zuzugeben. Ein trockener Trinker ist besser als ein toter Trinker. Ich bemitleidete mich, ich weinte um mein verlorenes Leben. Es war ein so sinnloses, leeres, kaputtes Leben. An diesem Tag war ich fast 35 Jahre alt. Zweimal geschieden. Ich war wieder bei den vermeintlichen Ursachen. Ein Kind des Hungers, 1947 geboren. 1953 die Flucht mit den Eltern aus der Ostzone nach Westberlin. Die Kindheit im Westen. Meine Spitz- und Kosenamen: Zahnloseminka, Professor, Hähnchen und Otto. Otto gefällt mir noch heute. Ich weiß es noch genau, um mit Hans Falladas Worte zu sprechen: Ich hatte am 14.01.1982 wieder die Möglichkeit - dem Kleinen Tod zu entrinnen, um in den großen zu flüchten. Ich hatte aber auch Alternativen. Sie aber schienen mir unmöglich. Ich dachte an meine Tochter Simone. Sie war im Hort. Ich nahm es jedenfalls an. Aus diesem Bett kroch ich in das Bad. Diese fremde Wohnung war wie jede fremde Wohnung in der Plattensiedlung. im Bad, hinter dem Wäschekorb (ich sah sie sofort) entdeckte ich ein halbes Dutzend Flaschen „Schwarzer Porter“. Die hätte ich in diesem Augenblick am liebsten zugleich getrunken, gelacht und geweint. Im Spiegel sah ich meine Fratze. De Flaschenverschlüsse gaben nicht nach. Ich schlug den Flaschenhals an der Fensterkante ab. So stand ich da. Unbekleidet, vom Entzug geschüttelt, die Flasche in der Hand vor dem Spiegel. Ich war mir unerträglich. Wieder ging mir die Entscheidung durch den Kopf: Aus, Schluss, Weitertrinken und danach Schluss. In diesem Augenblick war ich so verzweifelt wie noch nie meinem Leben. ich wusste ja, wie es kommen würde. Das Scham- und Schuldgefühl peinigte mich heftig, die Angst vor dem Entzug ebenfalls. Ich heulte wie ein Hund und ließ die Flasche in das Waschbecken fallen. Das dunkle, süße Bier lief vollends aus. Es war eine Schande mit mir. Im besten Alter, mutlos, wehrlos, bindungslos. Los von allem. Los von mir selbst. Bedingungslos zuckte es in Verstand. Ich sah mich an und befreundete mich mit dem Begriff der Kapitulation. Das Trinken aufgeben. Die Hektoliter dieser dieser Welt, die schaffe ich nicht mehr. Kapitulieren und endlich Angebote annehmen. Es gab aber nur das eine Angebot. Es war die erste vernünftige Handlung seit Jahren. Vielleicht war es überhaupt die vernünftigste Handlung in meinem Leben. Es los zu lassen, was ich zu haben glaubte, was sich aber meiner bemächtigt hatte. Einfach weg vom ersten Schluck, weg vom ersten Glas. Die Flaschen öffnen und ausschütten. Damit beginnen. Zwischen den Scherben taumelte ich wieder in das große Bett. Aufgeben und Angebote annehmen. Diese Gedanken drehten sich ständig im Kopf. Dazu der Entzug. Dazu später diese fremde Frau, die mich aufgesammelt hatte. Ich kehrte die Scherben zusammen. Wischte das Dunkelbier auf. Es roch sehr süßlich. Zwischen den kleinen Pausen, die das Erbrechen mir erlaubte, bat ich sie darum, die Stadtmission anzurufen. Sie war enttäuscht. Sie war korpulent. Jemand, den sie nicht kannte, würde mich ihr wegnehmen. Davor hatte sie Angst. Das war richtig. Eine Stunde später stand Wolfgang vor der Tür. Wolfgang - Alkoholiker, so stellte er sich vor. Ich ging auf sein Angebot ein, am nächsten Tag in die Stadtmission zu kommen. In die Gruppe. Ich sollte mich stellen. Über mich reden. Reinhardt - Alkoholiker. Ich schob das weit weg, aber ich ging auf die ersten Bedingungen ein: Keinen Tropfen mehr, kein Medikament mehr, in die Gruppe kommen und über mich reden. Der kalte Entzug, das sind Suppen, Säfte, Herzschläge die sich nicht wiederholen wollen, Schüttelschauer, Halluzinationen und immer wieder die Heimsuchungen durch die Körperöffnungen. Es ist ein Erbärmliches und auch Erbarmungswürdiges Schauspiel. Man ist Beteiligter an einem Stück, dass man selbst gerade schreibt, spielt, sogar lebt. Man will Publikum sein, doch es vergeht einem der Beifall. Die Kraft zu klatschen, die ist nicht vorhanden. Ich forderte für mich selbst wenigstens Linderung oder vielleicht Heilung. Mein Körper zahlte den Tribut, den der Verstand hatte entrichten müssen. Mein Verstand hätte verrückt werden müssen, um all das nicht mehr ertragen zu wollen. Er wollte nicht verrückt werden. Er ertrug es aber auch nicht mehr. lii dieser Nacht und am folgenden Tag schöpfte ich nicht nur Atem zwischen den Anfällen, ich schöpfte ein ganz wenig Mut und ein ganz wenig Hoffnung. Und die Wut auf mein kaputtes Leben wuchs. Kränkung und Liebesentzug. Ich habe mich doch nur nach Geborgenheit gesehnt. Ich wollte doch nur auch so sein, wie die anderen. Die Wohnung, die Arbeit und vor allem die Frau und die Kinder, so wie die anderen auch, -vielleicht ein wenig besser, ich hatte es vielleicht verdient. Genug ist genug: Kinderheim, Beruf, danach auf Montage In Leuna und die Neigung, den menschenfeindlichen Verwaltern einer absurden Ideologie zu verfallen. Liebe und ein Zuhause zu finden. Liebe durch Geben und Helfen und endlich ein Zuhause in mir wollte ich haben. Ich wußte damals nichts darüber. 24 Stunden später saß ich in der Gruppe, zerquält, weinend, zerknirscht. Ich wollte allem abschwören, doch das wollte keiner. Die Angst vor dem Nüchternwerden saß im Herzen fest. Auswege, Ausflüchte, Rückfall. Ich kannte das, alle kannten das. Mein erster tastender Schritt war die Abstinenzvereinbarung. Drei Monate ohne Alkohol. Jeder Tag könnte ein fest werden. Eines ohne Schnaps und Rückfall. Und es ging, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag. Es lebte sich etwas anders, aber nicht unbedingt besser. Es war der Beginn. Danach das Bekenntnis im Betrieb, ich bin alkoholkrank. Später, ein Bekenntnis vor 500 Menschen, von einer Bühne in einer Nervenklinik. Es war absurd, aber es half. Dazu immer die neue Absprache im Verstand: Was willst du wirklich?. Was tust du jetzt, eben gerade denken?. Sei aufrichtig. Sei ehrlich mit dir selbst, das schadete niemanden. Mach es nur mit dir ab. Von diesem Standort aus immer die Konsequenz, was wird, greifst du zum ersten Gals. Trinke ich, so ist alles wieder anders. Nichts beginnt von vorn, alles geht vom alten Standort weiter, an der ich das letzte Glas getrunken habe. Es ist der Moment, eigentlich die Sekunde, in der ich das Glas zum Mund führe, da wäre alles wieder zu spät. Führe ich gedanklich die Flasche oder das Glas an den Mund. Was habe ich da vor? Heute weiß ich für den Augenblick sogar, wie ich leben soll. Das erste Selbstgebot ist der Inhalt aller Zehn Gebote für mich. Verletze ich mein erstes Gebot, so wird das Brechen aller Gebote sonst für mich zugänglich und normal. Ein nasses Trinkerleben ist ein erbärmliches, ein trauriges Leben. Keiner sollte so leben, doch jeder entscheidet das für sich ganz allein. Da kann niemand helfen, weder die Gesellschaft noch der Staat. Das ist ein Kinderglaube. Auch nur die Annahme ist irrig, weil es um meinen Leib geht, Nur der liebt, der kann helfen. Wer aber hilft dem Alkoholkranken, der sich doch gefälligst selber helfen könnte. Er muss doch nur aufhören mit dem Trinken - mehr nicht? Da ist es gut die Chance und das Angebot zu wählen, dass es in der Stadtmission, hier in Halle im Weidenplan. Weil es nur mit Liebe geht. Ein Kranker kann mich nicht kränken, habe ich mal gelesen und ich glaube, darauf kann man sich verlassen, zumindest hier in diesem Haus. In einer Zeit, die wahrlich bitter und düster war, war hier in diesem Hause Licht. Dafür danke ich den Helfern der Stadtmission. Ich danke der damaligen Gruppe, dafür danke ich Gott. Er spricht aus tausend Mündern überall und täglich zur mir, was ich soll und tun darf. Und, er meint es gut mit mir, so lange ich nicht trinke oder anderen Süchten nachgehe. So gesehen ist vieles, was ich heute tue, vernünftig. Was will ich mehr vom Leben? Zwei drei Sätze noch. Ich bin nicht nur so dankbar, weil ich leben darf. Ich bin dankbar all den Menschen, die Vertrauen zu mir haben. Ich habe eigentlich nur eines dafür anzubieten, das ich auch heute wie jeden Tag, wie schon seit zwanzig Jahren, nüchtern bleibe. Und, ich möchte bei all denen um Verzeihung bitten, die schon vor zwanzig Jahren meine Gefährten waren. Und auch bei denen, die unter meiner Sucht gelitten haben, bitte ich um Verzeihung. Danke sage ich auch heute, nach über vierzig Jahren Kapitulation in der Stadtmission
von Reinhardt Cornelius-Hahn 4. März 2022
Im Leben war ich schon etliche Male unten, mitunter, besonders tief unten. Mit 12 Jahren im Zug von West nach Ost 12 Stunden, zwei kleine Geschwister an der Hand, vor dem Brandenburger Tor, 1961, gezeichnet und zwei Jahre später an der Mauer festgenommen. Danach kamen gute Zeiten. Die beendete ich selbst, 1976 raus aus der SED, danach Literatur, kein Alkohol mehr, Erfolg und danach begann die EINHEIT. Welch ein Drama, über 20 Jahre Wirtschaft, aber nun wieder frei und schreibe....